Jede Art von Pantoffeln. Dicke Pantoffeln aus gesteppter Baumwolle aus edlen Hotels, mit gepolsterten Einlagen und beigen Gummisohlen, glänzende Polyester-Pantoffeln, in Chinatown en gros gekauft, neonblau und grelles Pink mit gestickten Drachen über den Zehen, …
Die Wachleute, die weiß waren, schauten Dr. Yuki an, die rosarot war und deren kleine Hände und Lippen vor sprachloser Wut zitterten. Sie nickte ihnen zu, einmal, eine Hongkonger Mobstress nickte ihren Schergen zu …
Ling schläft mit dem Rücken zur Tür: er bleibt im Türrahmen stehen und betrachtet sie. Das schräge Licht zerteilt ihren Körper in zwei Teile. Ihre Haare auf dem Kissen ein kleiner Ölteppich. Glatt, schwarz.
Dr. Wei wohnte nun in Cambridge, mit Blick auf den Fluss, in einem Wohnhaus, das der Universität gehörte (Ingenieurswissenschaften, MIT). Er war schlank wie Ling, die gleiche schmale Knochenstruktur, aber weniger fragil, eher stromlinienförmig. Konzentrat. Kompakt. Sechzig Jahre alt, die gleichen glatten schwarzen Haare, mit Silberfäden durchzogen, ziemlich lang, bis zu den Ohren. …
In einer Ecke stand eine riesige chinesische Porzellanvase wache, in der anderen ein Klavier, genauso aufrecht und streng, …
Jingdezhen Teeservice.
Mozart, leise. Lacrimosa aus dem Requiem.
Ling, die seinen Arm umklammerte.
„你要发言“, sagte sie schließlich auf Mandarin.
„Sprich bitte Englisch, meine Liebe. Wir haben einen Gast bei uns.“
„Amerikaner bezeichnen Asiaten gerne als die ‚beispielhafte Minderheit‘. Das war sicher einmal richtig. In der jüngeren Vergangenheit. Aber heute sind es die Afrikaner. Ich sehe das in den Hörsälen. Die Asiaten sind erledigt. Wir sind fett geworden. Nein – lachen Sie nicht. Früher hat man nie übergewichtige Asiaten gesehen, jedenfalls keine jungen. Als wir hierher gekommen sind, als die Mädchen noch klein waren, da gab’s das nicht. Aber jetzt sehe ich sie überall, Koreaner, Chinesen, in der Bahn, auf dem Campus. Das ist der Anfang des Endes. Ein fettes asiatisches Kind kann vielleicht beim Rechtschreibwettbewerb gewinnen, aber bei einem Physikwettbewerb? Niemals.
… sie missachtete die Anrufe ihres Vaters, die zweimal im Jahr kamen: einmal am zweiten April mit einem falsch gesungenen ‚Happy Birthday‘, und dann noch am chinesischen Neujahr mit ‚Kong Hei Fat Choy‘.
Als junger Mann in China habe ich angenommen, dass es Unwissenheit ist. Intellektuelle Unfähigkeit, vielleicht auch Minderwertigkeit. Ich brauche nicht zu erwähnen, dass ich mich geirrt habe. Das ist mir ziemlich schnell klar geworden. Kann passieren.
Danach lud er die Gruppe zum Essen ins Indochine ein, alle fünf in eine Nische gequetscht, und die drei anderen plapperten eifrig und hochbegabt. Sehr zufrieden mit ihren Frühlingsrollen und ihren Litschi-Martinis.
… schaut auf Accra, irgendwie anders, als er erwartet hat, …
Kinder in T-Shirts, auf denen die Gesichter von Rap-Stars abgebildet sind, kommen zum Taxi gerannt, um ihre Ware anzupreisen … Die Sachen leuchten mit lockenden Primärfarben, importiert aus China, Südafrika, alles Plastik, sämtliche Variationen von Plastik und Zellophan und Verpackungsmaterial, als hätten die Armen nichts lieber als Kitsch, als Geschenk verpackt.
Als sie an der Kreuzung Liberia Road und Independence Avenue anhalten mussten, räusperte sich Kwaku. „D-das ist unser Nationaltheater“, begann er stockend. Er zeigte durch sein Fenster auf ein modernes weißes Gebäude. „Wir haben ein staatliches Symphonie-Orchester und das Staatsschauspiel. Gebaut worden ist das vor fünf Jahren. Ein Geschenk von den Chinesen.“
Sie könnte ihre Mutter sein, diese korpulente Naa, sie hat die gleichen schrägen Augen („halb-chinesisch“, sagt Philae), die gleiche Statur …
„… Man sagt, ich bin Afrikaner, und möchte sich dafür entschuldigen, will sofort nachschieben: Aber ich bin intelligent. Es gibt keine Wertschätzung. Man spürt es. Sie sagen China, das alte China, das alte Indien, und jeder denkt, oooh, die alte Weisheit des Ostens. Man sagt, ‚das alte Afrika‘, und alle denken: unwichtig. Staubig und unwichtig. Verloren. …“
Taiye Selasi: Diese Dinge geschehen nicht einfach so. (Ghana must go, 2013), Übersetzung von Adelheid Zöfel (2013), S. Fischer