Schön, dass sich Herr Soboczynski in der Zeit gegen die Floskel „Wir müssen die Sorgen der Menschen wieder ernst nehmen“ ausspricht.
Es gefällt mir, wenn er fragt: „Von welchen Menschen ist überhaupt die Rede, von wie vielen Menschen und von welchen Sorgen?“
In der Diskussion am Frühstückstisch wird gekontert: Es sei doch klar, dass es vor allem um diejenigen geht, die die verlustreichen Perteien als Wähler_innen zurückgewinnen wollen, vor allem um diejenigen, die aus Protest die AfD gewählt haben.
Das ist zweifellos richtig, aber genau darin liegt auch das Problem. Diejenigen, deren Sorgen vor allem in Fremdenfeindlichkeit begründet sind, meinen, sie seien das Volk, „unser“ Volk. Wenn Politiker diese Leute mit der Phrase „Wir müssen die Sorgen der Menschen wieder ernst nehmen“ meinen, bestätigen sie dann nicht genau diesen Irrtum? Sie sagen damit schließlich, dass diejenigen, die in Flüchtlingen und Fremden die Quelle fast aller Probleme in Deutschland sehen, „die Menschen“ sind und, dass es eben alle Menschen seien, die diese Art von ernstzunehmenden Sorgen haben. Das ist zweifellos falsch, denn noch gibt es viele, eine Mehrzahl, die diese Sorgen so nicht teilen, die sich stattdessen darum kümmern, dass wir nach wie vor in einer freien und weltoffenen Gesellschaft leben.